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Auf dem Tisch liegt das Ergebnis eines gescheiterten technischen Experimentes. Der erste und einzige Versuch von Tyler Hays, eine Glühbirne zu bauen. „Zunächst brannte der Glühfaden ganze zwei Sekunden lang, danach gab es ein kleines Feuerwerk“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Macht nichts: Der Glaskörper hat inzwischen eine neue Funktion. Er dient als Skulptur auf dem weiß gebeizten Eichenholztisch im Eingang des Showrooms, den das kreative Multitalent in Manhattan unterhält.

Tyler Hays im Showroom mit einem Walt-Siegl-Bike aus New Hampshire

„Ich fühle, wie Sachen zueinanderstehen müssen“

Tyler Hays, aufgewachsen in einem kleinen Ort in den Bergen von Oregon, ist Designer, Inneneinrichter und Handwerker zugleich und beeinflusst in seinem New Yorker Showroom BDDW die renommiertesten Interieur-Designer der Welt. Sein Credo: Ein Raum und seine Produkte müssen im Einklang stehen mit den Menschen, die dort leben. „Ich denke nie zu viel darüber nach. Ich fühle sofort, wie Sachen zueinanderstehen müssen“, erklärt der 45-Jährige. Er fürchtet sich vor Räumen, die allzu durchdacht aussehen. Jedes Mal, wenn er seinen Showroom aufsucht, schleppt er neue „alte“ Objekte an und arrangiert sie mit einer Selbstverständlichkeit zu Situationen, die Besucher berühren. Tyler Hays weckt Gefühle. „Um einen Raum so zu gestalten, dass Leute darin leben können, ohne davon eingeschüchtert zu werden, muss man Möbel schaffen, auf denen man sitzen kann und weinen oder lachen.“

Tyler Hays mit selbstgebauter Glühlampe vor einer gemalten Flusslandschaft
handgetöpferte Hängelampen von Natalie Page
mit Leder bezogene Bronzekommode vor einem Gemälde aus der Jagdlodge

Ein alter Schornstein und ein Irrtum legten den Grundstein

Schon früh verließ Tyler Hays seine ländliche Heimat und zog nach Portland, wo er zunächst als Gitarrist in einer Band spielte. Er studierte Physik und Chemie, aber auch Malerei und Bildhauerei und siedelte schließlich nach New York um, wo er zunächst mit dem Renovieren von Wohnungen Geld verdiente. Ganz nebenbei brachte er hier seine Kreativität mit ein: Er fing an, Möbel nach Maß zu bauen. Seine erste Werkstatt lag Anfang der 1990er Jahre in Brooklyn und bot Blick auf einen alten Schornstein mit den Buchstaben „EDDW“. Tyler Hays las „BDDW“ und benannte daraufhin seine eigene Firma so. Als ihm der Irrtum auffiel, waren die ersten Rechnungsblöcke schon gedruckt.

Lederbezogener Bronzenachttisch, Lampe mit Fuß aus Lederscheiben und handgeschnitztem Dimmer neben einem Bett aus geöltem Nussbaumholz
Keramik-Wandschmuck mit Lederaufhängung
Chesterfield-Sofa aus eigener Fertigung vor Captains Spiegel

Ein Einrichtungsstil wird zum Statussymbol

Inzwischen arbeiten fast einhundert Menschen für BDDW auf dem Gelände einer ehemaligen Kartonagenfabrik in Philadelphia. Hier wird unbehandeltes Holz für die Möbel in Form gebracht, oft ganz bewusst unter Missachtung der Maserung. Standuhren aus Bronze werden gegossen und dann mit digitaler Technik versehen. Es werden Ledergriffe für Matratzen geschnitten, die mit Baumwollbezugsstoff aus eigener Kollektion in den Mustern alter Indianerdecken bespannt werden.

„Meine Firma ist eine Kunstinstallation“, sagt der Raumdeuter. „Eine Performance, die mein Interesse wachhält.“ So unkonventionell wie sein Selbstverständnis ist fast alles, was er anpackt. Irgendwo zwischen Grunge und Eleganz angesiedelt, ist Hays respektloser Einrichtungsstil zum Statussymbol geworden. Altes trifft auf Neues und Antikes auf Trödel. Durch eine seiner Stehlampen, seit Jahren ein Bestseller, hat er einen Pfeil geschossen, der jetzt, höchst dekorativ, im Schirm steckt. Das Einzelstück wird nicht lange auf einen Käufer warten.

sechs Meter langer Tisch aus gebranntem Platanenholz mit Schwalbenschwanzverbindungen und einer rechteckigen Intarsie aus gebleichtem Ahorn