In seinem Restaurant Yakumo Saryo ist der schwarze Boden in einem der Räume ein wenig ausgetreten – nicht schadhaft, aber gealtert. Und so darf er bleiben, weil das Kommen und Gehen ein natürlicher Prozess ist, den man in den Augen Ogatas nicht verbergen sollte. So findet auch eine welkende Hortensie einen Platz auf einer Eisenskulptur im Restaurant, da sie das Ende des Sommers versinnbildlicht, den Übergang in eine neue Jahreszeit. Denn die Natur relativiert sowieso alles. Darauf basieren die Wertvorstellungen des Designers, dessen Firmenlogo die Form einer Pflaumenblüte ziert. „Der Pflaumenbaum vor dem Fenster des Restaurants wird zu den ersten Bäumen gehören, die im Frühjahr ihre volle Blüte entfalten. Darum habe ich die Pflaumenblüte zu unserem Logo erwählt: das Symbol des Beginnens und Erwachens.“
Das Yakumo Saryo bietet seinen Gästen inmitten der schnelllebigen, technisierten Welt einen Ort der Ruhe und der Wertschätzung. Die Kunst des Gastgebens wird hier als solche verstanden und mit Perfektion erfüllt. Um einen Tisch zum Abendessen reservieren zu können, muss man zunächst von einem der Stammgäste eingeführt werden. So wird gewährleistet, dass Gäste und Gastgeber harmonieren, dass sie eine Gemeinschaft Gleichgesinnter bilden und ihre Werte miteinander teilen. „Meine Arbeit wird manchmal mit der eines Filmregisseurs verglichen, der das Publikum in sein Reich entführt. Der Kameramann ist der Koch, der Drehort ist das Restaurant und das Essen die Story. Ich sehe diesen Film jedoch immer aus dem Blickwinkel des Zuschauers und nicht aus dem Regiestuhl.
Shinichiro Ogatas spirituelle Kreativität verleiht selbst Alltagsgegenständen eine persönliche und trotzdem traditionelle Note. So werden die Stäbchen – in Japan heißen sie Ohashi – in seinen Restaurants auf ganz besondere Art und Weise gereicht: Zunächst kommen die frisch geschnittenen grünen Bambusstäbchen in den Gefrierschrank, bevor sie vor dem Gast auf den Tisch gelegt werden. Somit bleiben die Frische und die Farbe des Waldes erhalten. Der Gast soll das Gefühl haben, dass der Gastgeber jede seiner Handlungen den Begriffen „Service“ und „Respekt“ untergeordnet hat – gerade bei den Details: Er ist morgens in den Bambuswald gegangen, hat das Holz geschlagen und die Stäbchen geschnitzt. „Das Spirituelle lebt im Detail. Doch die Beschäftigung mit Details bedeutet nicht, dass man Spiritualität erschaffen kann. Die kommt nur, wenn es ihr beliebt. Meine Räumlichkeiten sollen eine Einladung an die Spiritualität sein.“