Da gibt es zum einen die zeichenhafte, semantische Dimension, die uns etwas über den Inhalt und die Bedeutung der Dinge verrät. Sie beschreibt die symbolische Funktion, die vor allem gesellschaftlich und kulturell erfahrbar und wirksam ist. Insbesondere, wenn wir die Dinge auf der Ebene des Besitzers betrachten, entfaltet die Semantik ihre Wirkung: Was wissen Schrank und Sessel über eine Person zu berichten? Was sagen die Wahl der Wohnung, der Kücheneinrichtung oder Kleidung über einen Menschen aus? Über seine gesellschaftliche Stellung, seine Bildung, seine Vorlieben oder Wertvorstellungen?
Die zweite, eine eher formalästhetische Dimension, beschäftigt sich darüber hinaus mit der sinnlichen Erfahrbarkeit der Dinge. Diese sogenannte Syntaktik bezieht sich beispielsweise auf die Beschaffenheit von Oberflächen; auf die Materialien, auf deren Form, Farbe und Komposition. Gerade zu Dingen, mit denen wir Erinnerungen verbinden und über die wir etwas erzählen können, bauen wir eine sinnliche Beziehung auf. Der Dozent und Designer Kai Rosenstein formuliert es folgendermaßen: „Wir denken an das Thekenblatt in unserer Lieblingsbar oder die wettergegerbten Holztische vor einer Berghütte. Dass diese schon viele Geschichten erlebt haben, lässt sich „erfühlen“. Die Patina erzählt von den unzähligen Berührungen und von der Besonderheit der Orte. Wir können sicher auf den Griff am Schrank verzichten, aber wäre es nicht spannend zu sehen, wie sich eine unbehandelte Holztür verändert, wenn wir ständig an der gleichen Stelle drücken, um den Schrank zu öffnen?“
Dass sowohl Semantik als auch Syntaktik eine elementare Rolle bei der Sinnhaftigkeit von Gestaltung spielen, wird ersichtlich, wenn wir uns mit dem Ursprung des Designs beschäftigen. Also gewissermaßen mit der Wiege der Dinge und deren Sprache. Kai Rosenstein erklärt es erneut sehr anschaulich: „Design beginnt bei der Frage nach dem Warum. Dieses Warum bezieht sich nicht auf die symbolischen Phrasen, sondern auf den Gebrauchswert. Es ist also die Frage nach der ökologischen, ökonomischen und sozialen Vertretbarkeit der Produkte. Design muss Sinn machen. Wir brauchen ein sinnlich aufgeladenes Design, das das kurze Aufstöhnen der Oberflächen überdauert. Ehrliche Materialien und verständliche Produkte, die im täglichen Gebrauch bestehen können, sind die Schlüssel dazu.“