Als Teil des natürlichen Kreislaufs ist Holz der Inbegriff des nachhaltigen Rohstoffs. Seine Maserung zeichnet ein Bild vom oft jahrhundertelangen Leben und Wachsen des Baumes, von dem es stammt. Weiterverarbeitet zu einem Tisch, einem Stuhl oder Schrank hat es die wunderbare Eigenschaft, sich mit seinen Besitzern weiterzuentwickeln. Stetig nimmt es die Spuren des Lebens um sich herum in sich auf, ohne dabei je seine Authentizität zu verlieren.
So erzählt jedes Stück Holz seine ganz eigene Geschichte. Weiß man darum, prägt das unweigerlich den Prozess der Verarbeitung. Es ist eine ganz besondere Kunst und ein Zeichen höchster Wertschätzung, den Charakter des Materials in einer Weise lebendig zu halten, die mit allen Sinnen erlebbar ist. Bei bulthaup nennen wir das Materialehrlichkeit.
Ein Meister dieser Kunst ist Johann Paintmeier. In Aich, im Werk von bulthaup, geht kein Holz in die Verarbeitung, bevor es nicht bis ins kleinste Detail von ihm begutachtet wurde. Er mustert jedes einzelne Stück mit kompromisslosem Qualitätsanspruch und erkennt in seinen Wellen und Linien zugleich mühelos seine Herkunft und Biografie. „Schauen Sie, wie unterschiedlich die Maserungen sind. Dieser Baum hier stand am Wasser und ist deshalb langsamer gewachsen. Der Baum des anderen Holzes hatte einen besseren Boden, er ist schneller gewachsen.“
Wie unschätzbar wertvoll das Material sein kann, erfährt man, wenn er vom Ursprung des grauschwarzen Holzes einer 2000 Jahre alten Mooreiche erzählt. „Es ist ein Glücksfall Holz zu finden, das nach so langer Zeit im Moor noch zu gebrauchen ist. Es muss luftdicht abgeschlossen gewesen sein, sonst wäre es verfault. Mir ist dieses Phänomen bislang nur bei Eichen bekannt. Sie sind am widerstandsfähigsten.“
Es muss immer sorgsam abgewogen werden, wo mit Vollholz und wo mit Furnier gearbeitet wird. Massives Holz neigt dazu Risse zu bilden und sich zu verziehen. Daher eignet es sich nicht für jeden Zweck. Hochwertiges Holz als Furnier zu verwenden, ist dann eine ideale Lösung und bedeutet zugleich Ressourcen zu schonen. Denn Material ausgezeichneter Qualität ist rar.
Um beim Furnieren auch großflächig ein perfektes Maserungsbild zu erhalten, verwendet man das Holz eines einzigen Baumes und fertigt daraus feine Furnierblätter, die schließlich mit einer speziellen Klebemaschine fugenlos aneinandergefügt werden. Es erfordert höchste Gewissenhaftigkeit und Präzision, um ein Gesamtbild zu erreichen, bei dem sich die Maserung wie aus einem Guss über alle Flächen fortsetzt. Wie der Baum aus dem sie gefertigt wurde, ist auch jede Furnierfront ein Unikat.
Im sogenannten Gelsenkirchener Barock erlangte das Furnieren durch den exzessiven Einsatz bei billigen Konfektionsmöbelherstellern einen zweifelhaften Ruf, den dieses Handwerk keinesfalls verdient hat. Denn es handelt sich um eine ganz besondere Handwerkskunst, die auf eine Jahrtausende alte Tradition zurückblickt. Um dieses Bewusstsein und die Seele dieses Handwerks zurückzuholen, hat bulthaup das Furnieren für sich neu definiert.
Denn was man in Zeiten der Massenproduktion aus den Augen verloren hatte: Man muss das Holz im Furnier erkennen, seine Geschichte und Individualität verstehen, um es schließlich erneut zum Leben zu erwecken.