Dass Menschen gern zusammenrücken um ihre Mahlzeiten gemeinsam zu sich zu nehmen, ist ein Brauch, der so alt ist, wie die Menschheit selbst. Diese Urform des Miteinanders wurde bereits in der Steinzeit gepflegt: Man traf sich am Lagerfeuer, um Fleisch zu garen, es gemeinsam zu verzehren und auch andere Speisen miteinander zu teilen. Bereits lange vor der Erfindung des Tisches gab es also eine Tischkultur, die sich im Laufe der Geschichte bis zu unserem heutigen Verständnis aufgrund verschiedenster Einflüsse stetig gewandelt hat. So war es beispielsweise im Griechenland der Antike üblich das Essen im Liegen zu sich zu nehmen. Eine Praxis, die später von den alten Römern übernommen und lange gepflegt wurde. Anders als alte Gemälde es zum Teil vermuten lassen, wurde dabei eine strenge Etikette eingehalten, die für die Gäste ebenso wie für die Gastgeber verpflichtend war. Die kultivierten Tischmanieren der Antike wurden jedoch im frühen Mittelalter wieder über Bord geworfen. Es begann eine Zeit der rauen Sitten. Man aß ausschließlich „von der Hand in den Mund“, der anschließend einfach an der Kleidung abgewischt wurde. Erst im 11. Jahrhundert wendete sich das Blatt, als auch vereinzelt Damen am Tisch zugelassen und damit mehr und mehr Benimmregeln eingeführt wurden.
Im Laufe der Zeit erlebte nicht nur das Benehmen bei Tisch eine stetige Entwicklung, sondern auch die Teller, Trinkgefäße und das Besteck. Insbesondere die Gabel hatte dabei Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Lange galt sie als Hexen- oder Teufelswerkzeug. Die Besteckform, die wir heute als selbstverständlich erachten, entstand erst im 17. Jahrhundert.
Unabhängig von der Tischkultur ist eines allen Epochen gemein: Nie gab es ein vergleichbares Zusammentreffen, wie das bei Tisch, kaum eine Gemeinschaft, die derart verbindet. Bis heute schmeckt dieselbe Speise nicht so gut, wenn wir sie allein statt in Gemeinschaft zu uns nehmen. Denn zusammen mit anderen zu essen stillt nicht nur unseren Appetit und Hunger, sondern auch unser Bedürfnis nach Nähe und Austausch.
Insbesondere in heutigen Zeiten, in denen Essen und Trinken „to go“ stattfindet, das Smartphone zu unserem besten Freund avanciert und Austausch vornehmlich über Social Media stattfindet, sehnen wir uns nach einem Rückzugsort, nach Auszeiten von der digitalen Welt, nach echten Menschen und Gesprächen, die wir am Tisch finden, am Lagerfeuer unserer modernen Welt.